Björn Höcke

Björn Höcke: Der Geschichtslehrer, den die Vergangenheit nicht loslässt (und umgekehrt)

Man stelle sich vor: Ein Mann, gefangen in einer Endlosschleife aus Reichsgründungsmythen, germanischer Tümelei und dem unstillbaren Verlangen, die deutsche Geschichte so lange umzuschreiben, bis sie endlich wieder in sein engstirniges Weltbild passt. Das ist Bernd, äh, Björn Höcke in seiner vollen, oft unfreiwillig komischen Pracht. Ein selbsternannter Volkstribun, dessen Reden klingen, als hätte jemand Goebbels‘ Tagebücher mit einem Lexikon für altertümliche Begriffe gekreuzt und das Ergebnis dann einer Horde brüllender Wutbürger*innen zum Fraß vorgeworfen. Er parliert von „tausendjähriger Zukunft“, als wäre das nicht schon einmal grandios in die braune Hose gegangen.

Seine Obsession mit der „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ ist ja nicht nur ein rhetorischer Rohrkrepierer, sondern der verzweifelte Versuch, aus einem Haufen historischer Schuld einen Sockel für neuen, alten Nationalstolz zu zimmern. Spoiler-Alarm: Das Fundament ist morsch, Herr Höcke. Und die Statik eine einzige Katastrophe. Wer so verbissen versucht, Denkmäler der Schande umzudeuten, hat offenbar nicht nur im Geschichtsunterricht geschlafen, sondern auch jeglichen Anstand an der Garderobe des Bundestags abgegeben – ach nee, da sitzt er ja gar nicht, sondern im Landtag von Thüringen, wo er als „bürgerlicher“ Wolf im Schafspelz sein Unwesen treibt.


„Wir brauchen nicht nur eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungspolitik, wir brauchen eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad.“

– Björn Höcke (Auf einer seiner Zeitreisen in die Vergangenheit, Abteilung „Verklärung“)

Man fragt sich ja schon, ob er morgens vor dem Spiegel steht und „Heil…iger Bimbam, schon wieder zu spät!“ ruft, bevor er sich in sein blaues Kostümchen zwängt, um die nächste Tirade gegen alles loszulassen, was nicht niet- und nagelfest deutschnational ist. Die intellektuelle Flughöhe seiner Ergüsse bewegt sich dabei meist knapp über der Grasnarbe, aber dafür mit umso mehr Getöse.


„Alles für Deutschland!“: Wenn der Wortschatz gefährlich wird

Es gibt ja so Worte, Phrasen, Slogans, die sind wie ein alter, rostiger Nagel im Brett: Man tritt besser nicht drauf. Björn Höcke aber, in seiner unnachahmlichen Art, springt mit Anlauf und beiden Füßen voran genau dorthin, wo es am meisten wehtut – und am deutlichsten stinkt. Die Verwendung der SA-Parole „Alles für Deutschland“ ist da nur die Spitze des Eisbergs an verbalen Entgleisungen und bewussten Provokationen. Ein Zufall? Ein Ausrutscher? Bei einem Mann, der seine Worte so sorgsam zu wählen scheint, um maximale Empörung und klammheimliche Zustimmung im rechten Sumpf zu erzeugen? Wohl kaum.

Das ist keine „konservative“ Politik mehr, das ist das gezielte Spiel mit dem Feuer, das Schüren von Hass und die Verharmlosung von Ideologien, die diesen Kontinent schon einmal in Schutt und Asche gelegt haben. Wer solche Parolen brüllt, signalisiert unmissverständlich, wes Geistes Kind er ist. Und dieses Kind hat offenbar zu viel Zeit in schlecht beleuchteten Geschichtsbüchern verbracht, die vor 1945 enden. Oder es ist ihm schlichtweg scheißegal, welche Geister er da heraufbeschwört, Hauptsache, die eigene Anhängerschaft johlt.


„Alles für Deutschland!“

– Losung der Sturmabteilung (SA) der NSDAP

Es ist diese Mischung aus pseudo-intellektuellem Geschwurbel und brandgefährlicher Rhetorik, die Höcke so widerlich macht. Er ist der Flötenspieler von Hameln für all jene, die sich nach einfachen Antworten und einem starken Mann sehnen, der ihnen sagt, wo’s langgeht – und wenn’s direkt zurück in die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte ist.


Der „Flügel“-Flüsterer und die gesicherte Erkenntnis des Verfassungsschutzes

Ach, der „Flügel“! Jene Gruppierung innerhalb der AfD, die so rechts war, dass selbst einigen Hartgesottenen in der Partei mulmig wurde. Offiziell aufgelöst, aber der Geist – oder besser gesagt: Ungeist – von Björn Höcke weht weiter durch die Parteigänge. Er ist der Strippenzieher, der Einflüsterer, der Mann, der die Partei immer weiter an den rechten Rand drängt, bis sie irgendwann von der Klippe der Bedeutungslosigkeit stürzt. Oder eben in die Arme des Verfassungsschutzes, der Höckes Landesverband in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch einstuft. Eine Auszeichnung, auf die man in zivilisierten Kreisen gerne verzichtet.

Aber was schert das einen Björn Höcke? Für ihn ist das vermutlich nur ein weiterer Beweis dafür, dass das „System“ ihn und seine tapferen Recken bekämpft. Dass er als Märtyrer der „Meinungsfreiheit“ herhalten muss, während er in Wahrheit nur Hetze und Spaltung verbreitet. Die Taktik ist durchschaubar: Opferrolle einnehmen, gegen die „Lügenpresse“ wettern und die eigene Anhängerschaft mit kruden Verschwörungstheorien bei Laune halten. Ein Trauerspiel in mehreren Akten, dargeboten auf der Bühne der deutschen Politik.

Wenn jemand vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird, dann ist das kein Kavaliersdelikt oder eine „politische Kampagne“, sondern ein verdammtes Alarmsignal. Es bedeutet, dass die Person aktiv daran arbeitet, die freiheitlich-demokratische Grundordnung auszuhebeln. Kapiert das endlich!

Der gesunde Menschenverstand (Abteilung Klartext)

Seine Vision eines „wahren Europas“ ist nichts anderes als eine nationalistische Festung, in der Andersdenkende, Minderheiten und alle, die nicht in sein völkisches Raster passen, keinen Platz haben. Eine Horrorvorstellung, die man sich nicht oft genug vor Augen führen kann.


Europa muss sterben? Höckes feuchte Träume vom Nationalstaat

Wenn Björn Höcke von Europa spricht, meint er nicht die Europäische Union der offenen Grenzen, der Zusammenarbeit und des Friedens. Nein, sein Europa ist ein Konstrukt aus „Vaterländern“, ein Flickenteppich aus egoistischen Nationalstaaten, die sich argwöhnisch belauern. Seine Forderung, „Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann“, ist der Gipfel der Zerstörungswut. Es ist der Ruf nach Rückabwicklung, nach Isolation, nach einer Vergangenheit, die Europa nur Kriege und Leid gebracht hat.

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Politiker, der aktiv für den Zerfall der Europäischen Union wirbt, jenes Projekts, das diesem Kontinent die längste Friedensperiode seiner Geschichte beschert hat. Das ist nicht nur dumm, das ist brandgefährlich. Es ist ein Verrat an all jenen, die für ein geeintes, demokratisches Europa gekämpft haben und kämpfen. Höckes „wahres Europa“ ist eine Schimäre, ein gefährliches Trugbild, das nur dazu dient, nationalistische Instinkte zu befriedigen und die Axt an die Grundfesten unserer heutigen Gesellschaft zu legen.

Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann.

Björn Höcke (Chef-Demagoge der Anti-Europa-Liga)

Wer solchen Parolen applaudiert, hat entweder den Schuss nicht gehört oder sehnt sich aktiv nach Zuständen zurück, die wir längst überwunden glaubten. Es ist die pure Verachtung für Fortschritt, für Verständigung und für die Werte, die ein modernes, weltoffenes Deutschland ausmachen sollten. Pfui Teufel, kann man da nur sagen.